Der Himmel in uns: Wenn Gottes Wohnung dein Herz wird

August 15, 2025
Hände, die nach dem Himmel greifen, symbolisieren Hoffnung und Glauben, vor einem bewölkten Himmel. Perfekt für spirituelle oder religiöse Konzepte auf der Website der Mosaikkirche Bitburg.

Wir sehnen uns alle nach einem Zuhause. Einem Ort, an dem wir ganz wir selbst sein können, wo wir angenommen und geliebt werden, wo wir sicher sind. Für die Israeliten in der Wüste war dieses Gefühl von Zuhause ein ferner Traum. Sie waren Nomaden, getrieben von Gottes Wolkensäule, ohne festen Wohnsitz. Doch genau in dieser Phase ihres unsteten Lebens gab Gott ihnen eine faszinierende Anweisung: den Bau einer Stiftshütte, eines beweglichen Heiligtums, in dem seine Gegenwart sichtbar werden sollte.

Die letzte Predigt unserer Reihe war der krönende Abschluss. Sie führte uns in das Herz von Gottes Sehnsucht: Er wollte nicht nur über seinem Volk herrschen, er wollte mitten unter ihnen wohnen. Die Stiftshütte (Tabernakel) war Gottes Antwort auf diese Sehnsucht – ein Ort, an dem sich Himmel und Erde berührten und die Herrlichkeit Gottes auf eine greifbare Weise erfahrbar wurde.

Ein detaillierter Bauplan für die Nähe Gottes

Exodus 25 bis 40 enthält unglaublich detaillierte Anweisungen für den Bau der Stiftshütte. Jedes Maß, jede Farbe, jedes Material, jedes Gerät hatte eine spezifische Bedeutung. Es gab den Vorhof mit dem Brandopferaltar und dem Waschbecken, das Heilige Zelt mit dem Tisch der Schaubrote, dem goldenen Leuchter und dem Räucheraltar, und dahinter das Allerheiligste, abgetrennt durch einen Vorhang, wo die Bundeslade stand – der Thron Gottes. Nur einmal im Jahr durfte der Hohepriester diesen heiligsten Ort betreten, um für die Sünden des Volkes zu sühnen.

Diese Detailliebe Gottes mag uns auf den ersten Blick überfordern. Warum so kompliziert? Die Predigt hat uns geholfen, zu verstehen: Jeder Teil der Stiftshütte wies auf Gottes Heiligkeit, seine Gerechtigkeit und seine unendliche Gnade hin. Sie zeigte dem Volk, dass Gott heilig ist und dass Sünde eine Trennung zwischen Mensch und Gott bewirkt. Aber sie zeigte auch den Weg zur Versöhnung auf – durch die Opfer am Brandopferaltar und die Fürbitte des Priesters.

Das war Gottes Art zu sagen: „Ich will bei euch sein, aber nicht auf eure Weise. Ich bin heilig, und ich schaffe den Weg, wie ihr in meiner Gegenwart leben könnt.“

Gott, der die Initiative ergreift

Die zentrale Botschaft dieser Predigt war für mich persönlich besonders eindrücklich: Gott wartet nicht darauf, dass wir perfekt sind, um bei uns zu wohnen. Er ergreift die Initiative. Er gibt den Bauplan, er stellt die Mittel bereit und er befähigt die Menschen, die Stiftshütte zu bauen. Er will Gemeinschaft, und er schafft den Weg dorthin.

Wie oft haben wir selbst versucht, unser Leben „in Ordnung“ zu bringen, bevor wir uns Gott wirklich nähern konnten? Wir dachten, wir müssten erst genug gebetet haben, genug Gutes getan haben oder genug unserer Sünden bereut haben. Aber die Stiftshütte lehrt uns etwas anderes: Es ist Gott, der den ersten Schritt macht. Er kommt zu uns, er schafft den Raum für die Begegnung, und er deckt die Sünde zu, damit Gemeinschaft möglich wird.

Von der Stiftshütte zu Jesus und zu uns

Die Stiftshütte war ein temporäres Zuhause für Gott. Sie war ein Schatten, ein Vorläufer von etwas Größerem. Die Predigt schlug hier die Brücke zum Neuen Testament, und das war für mich eine Offenbarung.

  1. Jesus ist Gottes Wohnung unter uns: Johannes 1,14 sagt: „Das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit…“ Das griechische Wort für „wohnte“ bedeutet wörtlich „zeltete“ oder „schlug sein Zelt auf“. Jesus ist die ultimative Stiftshütte Gottes. In ihm wurde Gott sichtbar, greifbar und zugänglich. Er war das Opfer, das nicht wiederholt werden musste, und der Hohepriester, der uns den Weg ins Allerheiligste öffnete.
  2. Wir sind Gottes Wohnung: Durch Jesus und den Heiligen Geist wohnt Gott nicht mehr nur in einem Zelt oder einem Tempel aus Stein. 1. Korinther 6,19-20 sagt: „Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt…?“ Die Predigt betonte, dass wir, die an Jesus glauben, selbst die Wohnung Gottes sind. Unser Körper, unser Herz, unser Leben – das ist der Ort, an dem Gott heute wohnen möchte.

Diese Erkenntnis ist tiefgreifend. Sie verändert unsere Identität und unseren Zweck. Wir sind nicht nur Gläubige, die ab und zu in ein Gotteshaus gehen, um Gott zu begegnen. Wir sind das Gotteshaus. Wir tragen seine Gegenwart in uns. Das bedeutet, dass unser Leben, unser Alltag, unsere Beziehungen – alles Bereiche sind, in denen Gottes Herrlichkeit sichtbar werden kann.

Die Reise geht weiter – mit Gott in uns

Dieser Impuls war der Abschluss unserer Reihe. Er hat uns gezeigt, dass Gott uns befreit hat, uns eine neue Identität gegeben, uns täglich versorgt und uns einen Weg zum Leben gezeigt hat. Und nun erleben wir die Erfüllung seiner größten Sehnsucht: Er möchte bei uns sein, nicht nur als Führer oder Retter, sondern als innewohnende Gegenwart.

Für mich persönlich ist das eine ständige Ermutigung und Herausforderung. Ermutigung, weil ich weiß, dass ich Gott nicht suchen muss; er ist bereits in mir durch seinen Heiligen Geist. Herausforderung, weil es mich dazu anspornt, mein Leben so zu leben, dass es seine Wohnung widerspiegelt – heiliger, liebevoller und präsenter.

Die Reise durch Exodus hat uns gezeigt, wie Gott sein Volk aus der Sklaverei geführt hat und wie er uns auch heute aus unseren Gefangenschaften befreit. Sie hat uns gelehrt, auf ihn zu vertrauen, unsere Identität in ihm zu finden und seinen Geboten zu folgen, die uns zum Leben führen. Und sie endet mit der unglaublichen Wahrheit, dass dieser allmächtige Gott in uns wohnen möchte. Die Reise geht weiter, aber wir sind nicht allein. Wir tragen die Wohnung Gottes in uns, und das ist die größte Verheißung, die wir haben können.

Published On: 15. August 2025Categories: Bibel, Exodus, Impulse977 wordsViews: 348